Liebe Lehrkräfte, liebe Freund:innen und Unterstützer:innen von DigiBitS,
heute zum Valentinstag erscheint der neue DigiBitS-Schulbrief. Um Liebe geht es in dieser Ausgabe nun aber wirklich nicht, vielmehr um das Gegenteil. Wir stellen fest: Im Netz kursiert weiterhin Hass und Hetze. Lehrkräfte stehen weiterhin vor der Herausforderung, den sicheren und souveränen Umgang mit Hate Speech im Unterricht zu thematisieren. DigiBitS hilft ihnen dabei, gemeinsam mit starken Partnern. Letzte Woche waren wir gemeinsam mit der Polizei Sachsen vor Ort in Riesa. In der Schule "Am Merzdorfer Park" konnten wir Schüler:innen mit einem Workshop für mehr Fairness, vielleicht sogar für mehr liebevolle Worte im Netz sensibilisieren.
Darüber hinaus geben wir in diesem Schulbrief einen Einblick in neue Materialien unserer Partner. Die FSM hat den Jugendmedienschutzindex 2022 veröffentlicht. Aus der Studie geht hervor, dass sich Eltern verstärkt Sorgen um die Online-Sicherheit ihrer Kinder machen, gleichzeitig aber auch sehr unsicher sind, medienerzieherisch aktiv zu werden.
Hass, Hetze, Belästigungen, Fake News, Pandemie, Krieg und Inflation: Die Überforderung mit den heutigen Krisen kann bei Kindern und Jugendlichen Stress und weitere gesundheitliche Probleme auslösen. Klicksafe reagiert darauf mit einer Digital-Detox-Box, die die EU-Initiative bereits Anfang des Jahres vorgestellt hat. Ergänzt wurde sie am 7. Februrar, am Safer Internet Day, mit der Videoreihe #OnlineAmLimit. Zeit, die Angebote von Klicksafe im Schulbrief zu empfehlen.
Viel Spaß und viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht das DigiBitS Team. Laut JIM-Studie 2022 wurde bereits jede:r zweite Jugendliche in sozialen Netzwerken wie TikTok, Snapchat oder Instagram mit Hass und Hetze konfrontiert. Ein Drittel der befragten Kinder und Jugendlichen gibt in der Studie JIMplus2022 sogar an, im Netz bedroht, verleumdet und beleidigt worden zu sein und aus Angst vor weiteren Schikanen und Belästigungen den eigenen Account gelöscht zu haben. Vor allem Kinder und Jugendliche, die sowieso bereits aufgrund ihrer Zugehörigkeit oder Zuschreibung zu einer marginalisierten Gruppe in der Gesellschaft Ausgrenzung und Diskriminierung erfahren, sind von Hate Speech im Netz betroffen. Ein fatales Signal für alle, für die Teilhabe und Mitbestimmung junger Menschen im Netz,
Die Schule steht somit in der Verantwortung, das Thema im Unterricht nicht zu ignorieren, in den Rahmenlehrplänen aller Bundesländer ist das Thema auch verankert. DigiBitS unterstützt seit dem Schuljahr 2020/2021 Lehrkräfte dabei, mit Fortbildungen, aber auch mit Workshop "Darf man im Internet alles sagen? Grenzen der Meinungsfreiheit" für Schüler:innen.
Auf Einladung der Polizeidirektion Dresden war DigiBitS am 7. Februar, am Safer Internet Day, mit besagtem Schüler:innen-Workshop in der "Schule am Merzdorfer Park" in Riesa vor Ort. Die 7. Klasse war sehr überrascht, als sie im Workshop erfuhr, dass Beleidigungen wie "Hurensohn" strafbar sind und Jugendliche dafür auch bereits verurteilt wurden. Schnell stellten sie fest, dass es gar nicht so einfach ist, auf Hate Speech im Netz ruhig, sachlich und angemessen zu reagieren. Schnell kochen die Emotionen im verbalen Schlagabtausch hoch. Den Kindern wurde anderseits aber auch klar: Viel wichtiger als die Reaktion auf den "Hater" ist die Unterstützung der Opfer, vor allem wenn es sich um Freunde oder gar Familienmitglieder handelt. Wichtig ist es, ihnen die Botschaft zu vermitteln: "Du bist nicht allein."
Die Polizei selbst und weitere Organisationen, Vereine und Verbände veranstalteten in der Schule parallel ebenfalls Workshops zu weiteren, sicherheitsrelevanten Themen wie Cybergrooming, Sucht oder Suizid. An zahlreichen Ständen kamen Lehrkräfte und Schüler:innen gleichermaßen mit Expert:innen ins Gespräch.
DigiBitS war nicht das erste Mal in Riesa. Bereits Ende 2020 waren wir in der 7. und 8. Klasse der DigiBitS-Partnerschule "Christliches Gymnasium Rudolf Stempel" mit dem gleichen Workshop vor Ort. Mit dem dreistündigen Workshop "Darf man Internet alles sagen? Grenzen der Meinungsfreiheit" macht DigiBitS seit dem Schuljahr 2020/21 Schüler:innen der Klassenstufen 7 bis 9 fit gegen Hate Speech, für mehr Fairness im Netz. Der Workshop klärt über Formen und Auswirkungen von Hassrede auf und macht klar und deutlich: Hate Speech kann strafbar sein und kann zur Anzeige gebracht werden. Täter, die sich mutmaßlich strafbar machen, sind sozialen Netzwerken zu melden und zu blockieren. In zahlreichen Fällen lohnt es sich aber auch, im Sinne einer wehrhaften Demokratie, bewährte Reaktionsstrategien zu nutzen, Haltung gegenüber Hatern zu zeigen, beispielsweise falsche Behauptungen über marginalisierte Gruppen mit Fakten und Argumenten zu widerlegen und ein Zeichen zu setzen, gegen Rassismus, Sexismus, Antisemitismus oder Homophobie. Im Workshop werden die Schüler:innen auch dafür sensibilisiert, Opfern von Hass und Hetze zu helfen und ihnen Unterstützung anzubieten.
Die im Workshop anwesenden Lehrkräfte beobachten den Workshop und reflektieren ihre Beobachtungen mithilfe eines Beobachtungsbogen. So gewinnen sie Ansätze und Ideen für ihren eigenen Unterricht in weiteren Klassen. Das Konzept dahinter nennt sich "Unterricht im Unterricht". Ab dem 28. Februar macht der DiFü für Lehrkräfte fit für die Digitalisierung und für eine zeitgemäße Bildung in der digitalen Welt – mit Praxistipps zu Geräten, Apps, sicheren Logins und praxisorientierten, digitalen Unterrichtsmethoden. Darüber hinaus klärt der DiFü für Lehrkräfte auf: zum Urheberrecht in der Schule, zum Daten- und Jugendmedienschutz sowie zu Gefahren für Kinder und Jugendliche im Netz wie Hatespeech, Cybermobbing, Cybergrooming und Fake News.
Gemeinsam mit der Zukunft Digitale Bildung (ZDB) gGmbH hat das Team des DiFüs in Kooperation mit dem DigiBitS-Team das bereits bestehende Angebot des DsiN-Digitalführerscheins (DiFü) an die Herausforderungen des digitalen Schul- und Unterrichtsalltags angepasst und bietet somit Lehrkräften ein bundesweit einheitliches und kostenfreies Angebot, Digital- und Medienkompetenzen zu erwerben, zu erweitern und sogar zertifizieren zu lassen.
Mehr zum DiFü für Lehrkräfte in der März-Ausgabe des DigiBitS-Schulbriefs. Sie möchten früher und regelmäßig Infos über den DiFü bekommen? Dann melden Sie sich für den DiFü-Newsletter an.
Was ist der DiFü?
Digitales Wissen erwerben, erweitern und zertifizieren lassen: Das ist das Ziel des DsiN-Digitalführerscheins (DiFü). Das von Deutschland sicher im Netz e. V. entwickelte E-Learning-Angebot fördert digitale Kenntnisse und Fähigkeiten und ermöglicht so, sich sicher und kompetent in der digitalen Welt zu bewegen. Teil des DiFü-Lernangebots ist eine Prüfung mit Zertifizierungsoption. Die Prüfung kann schrittweise nach den einzelnen Themenbereichen, als abschließende Gesamtprüfung oder vollkommen losgelöst vom Lernangebot bestanden werden.
Der Newsbereich „DiFü-News“ sowie der Podcast „D wie Digital“ ergänzen das Lernangebot. Beide Formate greifen Themen aus dem digitalen Alltag auf und lassen Expert:innen zu Wort kommen, die diese detaillierter beleuchten. Immer wieder kommen auch Bildungsexpert:innen zu Wort, um Fragen der digitalen Bildung zu diskutieren.
Der DiFü wird vom Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) gefördert. Er stellt seine Bildungsinhalte in Zusammenarbeit mit Projekt-, Kompetenz- und Netzwerkpartnern aus der Bildungspraxis, Wirtschaft, Wissenschaft sowie Zivilgesellschaft zur Verfügung. Die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM) legt neue Studienergebnisse zum Umgang von Kindern, Jugendlichen und Eltern mit Online-Risiken vor.
77 Prozent der Eltern in Deutschland sind besorgt, dass ihr Kind bei der Online-Nutzung belastende oder schlimme Erfahrungen macht – bei den Heranwachsenden selbst sind es nur 44 Prozent. Während sich Eltern besonders um den Kontakt zu Fremden und mit verstörenden Inhalten sorgen, beunruhigt Kinder und Jugendliche vor allem das Verhalten anderer Heranwachsender. Obwohl Eltern besorgter sind als noch vor fünf Jahren, geht ihr aktives medienerzieherisches Handeln zurück. Es scheint ihnen schwerzufallen, die richtige Balance zwischen Schutz und Ermöglichung zu finden. Nur wenige Eltern und Heranwachsende kennen und nutzen Hilfsangebote sowie Beschwerde- und Meldestellen. Insgesamt ist das elterliche Wissen über Hilfsangebote und Meldestellen im Vergleich zu 2017 sogar zurückgegangen. Jedoch geben 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen an zu wissen, an wen sie sich mit negativen Online-Erfahrungen wenden würden.
Martin Drechsler, FSM-Geschäftsführer und DsiN-Vorstandsmitglied, betont:
„Der Jugendmedienschutzindex 2022 zeigt aktuelle Herausforderungen bei der Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen sowie der elterlichen Medienerziehung. Es wird deutlich: Niedrigschwellige Aufklärungs- und Unterstützungsangebote müssen ausgebaut werden.“ Ob Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg oder Inflation: Die Krisen der letzten Jahre haben deutliche Spuren in der mentalen Gesundheit der Bevölkerung hinterlassen. Dazu kommen die tägliche Auseinandersetzung mit unerreichbaren Schönheitsidealen, die Angst bei WhatsApp, TikTok oder Instagram etwas zu verpassen (Fear of missing out, kurz: FOMO) und die Konfrontation mit Hass und Hetze, Cybermobbing und Fake News sowie fragwürdigen Chatgruppen und -foren. All dies kann auch die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen stark angreifen.
„Digital Detox“ bedeutet, digitale Technologien und soziale Medien auf eine Weise zu nutzen, die das körperliche, emotionale und mentale Wohlbefinden fördert. Es geht darum, eine gesunde Balance zwischen den Vorteilen und den möglichen negativen Auswirkungen digitaler Technologien zu finden. Digitales Detox ist also eine Fähigkeit, die sich erwerben lässt. Zu Digital Detox gehört beispielsweise die Entscheidung, bewusst eine Zeit lang auf elektronische Geräte oder Apps verzichtet. Der Verzicht soll dabei helfen, besser einzuschätzen, welches Maß an digitalen Angeboten unserem Leben guttut.
Die EU-Initiative Klicksafe unterstützt junge Menschen, Lehrkräfte und Eltern bei diesem Vorhaben mit den passenden Materialien, vor allem mit der bereits im Januar veröffentlichen Digital Detox Box, aber auch mit der Videoreihe #OnlineAmLimit, die im Rahmen des Safer Internet Days beworben wurde. Wir freuen uns sehr auf die März-Ausgabe des Schulbriefs. Denn sie bietet uns die Gelegenheit, Ihnen einen guten und übersichtlichen Einblick in den DiFü für Lehrkräfte zu geben.
Darüber hinaus werden wir unsere Initiative Schule gegen Fake News endlich mit Leben füllen. Gemeinsam mit der FSM, mit dem Projekt Weitklick, haben wir sehr lehrreiche und wichtige Workshops zum Umgang mit Verschwörungserzählungen im Unterricht geplant.
Außerdem werden wir in der März-Ausgabe unser erstes Vernetzungstreffen nach der Pandemie für unsere Partnerschulen in den östlichen Bundesländern ankündigen, Dieses wird voraussichtlich nach Ostern in Berlin-Spandau stattfinden.
Und wir von DigiBitS werden im März in Baden-Württemberg unterwegs sein. Was wir dort machen werden? Mehr dazu in der März-Ausgabe. Diese erscheint am 13. März 2023.
Sie wollen in der März-Ausgabe Ihre Materialien oder Veranstaltungen bewerben? Schreiben Sie uns gerne eine E-Mail. DigiBitS wird ermöglicht dank der Unterstützung unserer Projektpartner |